Kreuzotter trotzt dem Aussterben

10.10.2025-045

Neues Projekt im Forstbetrieb Schnaittenbach der Bayerischen Staatsforsten

Pressath. Noch vor gut 20 Jahren waren Begegnungen mit der Kreuzotter keine Seltenheit. Mittlerweile nehmen die Bestände bundesweit massiv ab. Ein neues Projekt in der nördlichen Oberpfalz hat den Schutz der faszinierenden Oberpfälzer Ureinwohner im Fokus. Die Projektbeteiligten der Regierung der Oberpfalz und des Forstbetriebs Schnaittenbach der Bayerischen Staatsforsten präsentierten nun erste Erkenntnisse.

Experten schlagen Alarm
Ein neues Projekt in der nördlichen Oberpfalz hat sich den Schutz der Kreuzotter zum Ziel gemacht: aktuelle Bestandserhebungen und ein Werkzeugkoffer mit Schutzmaßnahmen sollen die vorhandenen Kernpopulationen stärken und Ausbreitungsmöglichkeiten über Verbundflächen zu neuen Lebensräumen aufbauen.

Im Auftrag der Regierung der Oberpfalz wird aktuell durch den Kreuzotterexperten Andreas Schmiedinger der ehemalige Verbreitungsschwerpunkt der bundesweit hochbedrohten Kreuzotter im Bereich des Forstbetriebs Schnaittenbach untersucht. Dieser erstreckt sich über Teile der Landkreise Neustadt an der Waldnaab, Amberg-Sulzbach, Schwandorf und Tirschenreuth. Dabei werden sowohl noch existierende Vorkommen dieser Art sowie die Qualität der Habitate erhoben. Das Monitoring macht zudem Vorschläge wie die Lebensräume an den Stellen verbessert werden können, wo noch Kreuzottern gefunden worden sind.

Jüngere Erkenntnisse über die einzige einheimische Giftschlange Bayerns zeigen, dass ihre bevorzugten Lebensräume vor allem durch intensive Offenlandnutzung und die Barrierewirkung von Verkehrswegen mittlerweile bedroht sind. Die Zerschneidung der Lebensräume wirkt sich gleich zweifach negativ auf die Kreuzottern aus: Sie erschwert zum einen den für die Arterhaltung auf Dauer notwendigen genetischen Austausch zwischen den Populationen und fordert zum anderen viele Verkehrsopfer. Um dieser Zerschneidung entgegenzuwirken, definiert das Projekt Maßnahmen zur Biotopverbesserungen und für den Biotopverbund.

Lebensräume erhalten, neu schaffen und vernetzen
Wichtiger Partner dafür ist der Forstbetrieb Schnaittenbach der Bayerischen Staatsforsten. In den Staatswäldern der mittleren und nördlichen Oberpfalz, für die der Forstbetrieb verantwortlich ist, gibt es noch immer Kreuzotterpopulationen. Um diese zu fördern und um Wanderungen über Straßen zu vermeiden, schlägt die Kartierung vor biotopverbessernde Strukturen im Verbund zu schaffen, wie Nahrungshabitate, etwa Feuchtgebiete für Grasfrösche, Molche und Ringelnattern oder auch Winterquartiere für die Kreuzotter, etwa in Form von Wurzelstockhaufen. Denn Reptilien verbringen die kalte Jahreszeit in sogenannter Winterstarre zwischen Baumwurzeln und Steinaufschüttungen. Gut geschützt vor Frost, Kälte und Fressfeinden verbringen sie so die kalte Jahreszeit bis sie im nächsten Frühjahr wieder zum ausgiebigen Sonnenbaden auftauchen. Dieses Aufwärmen der Reptilien an Wegrändern und warmen Stellen am Waldrand wird ihnen im Frühjahr und vor allem jetzt im Herbst häufig zum Verhängnis. Denn die sonst sehr scheuen Tiere sind in den kälteren Morgenstunden noch nicht schnell genug, um vor drohenden Gefahren zu fliehen.

Was Kreuzottern lieben – Moore schützen
In Zeiten von milderen Wintern und trockeneren Sommern ist der Schutz intakter Lebensräume für die Erhaltung bedrohter Arten essenziell. Für Kreuzottern und zahlreiche andere bedrohte Arten bieten beispielsweise unsere letzten Moore optimale mikroklimatische Bedingungen. Diese zu erhalten bzw. auch trockengelegte Moore zu renaturieren ist eine weitere wichtige Maßnahme zum Schutz der Kreuzotter.

Der Forstbetrieb Schnaittenbach arbeitet im Rahmen seines eigenen Naturschutzkonzeptes bereits seit längerem an Lebensraum verbessernden Maßnahmen für die Kreuzotter. Auf Basis der Erkenntnisse des Kreuzotterprojekts sollen diese nun ausgeweitet und zielgerichtet auf die erhobenen Populationen und Lebensräume ausgerichtet werden. Dazu gehören auch bewirtschaftungsintegrierte Maßnahmen wie die Pflege der Forstwegeränder, Totholzförderung im Wald und die Schaffung von Kleinstgewässern entlang von Forstwegen, die sich durch die Feinjustierung der Bewirtschaftungsabläufe in den Arbeitsalltag integrieren lassen.

Aufruf
Sollten Sie bei ihrem Spaziergang oder auf der Radtour eine Kreuzotter sichten, beobachten Sie sie aus sicherer Entfernung und stören Sie sie nicht. Meldungen werden gerne durch die Biodiversitätsberatungen an den Landratsämtern – idealerweise mit Foto und genauer Ortsangabe - entgegengenommen.

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